Gedichte aus Büchern

immer ist irgendjemand nicht zu hause

die umrisslinie der tannen, schief von zu vielen nächten,
vom ticken der brachflächen, macht sich in der helligkeit verdächtig.

bis zur nächsten quelle ist es weit. so weit, dass nur außerirdische
beim anflug sehen, welche muster die goldadern auf den hügeln bilden.

glaubt zumindest der förster. er reitet über nasse wiesen, harztropfen
auf der stirn. sucht mal nach dem klingelschild, ruft er.

wir tasten baumstämme ab, unsere fingerkuppen zu breit, unsere lider
zu verklebt. hinter uns schellt es. der wald fängt an zu zittern.

der förster wendet das pferd.

nach dem free jazz

die schiere höhe der erwartungen. zu unseren füßen
schwarze klippen. hungernde u-boote.

die vegetation spielt auf ihnen gegen sich selbst,
gegen den stechschritt der bilder, die wir von ihr machen.

wie lang dauert es, bis die brandung
die küstenstraße nimmt, das erste zelt?

am hafen glaubt keiner mehr an die wirkung
von free jazz.

dochdoch! wir schwören und schwanken
aneinandergelehnt im wind,

schmieren uns rost auf die knöchel, machen schnell
ein paar geschäfte: meerluft

und angelschnur. dann steigst du mir auf die schultern,
singst den fischen entgegen.

container aus umgebung

ich bin nicht mit meinem sohn in venedig,
so viel ist klar. ich hocke in einem loch
aus metall, das dröhnt jedes mal,
wenn die flut an meinen beinen zieht.

ich bin dünnes papier, knistere
in der dunkelheit. mein sohn verschwindet
hinter den dünen, ein bündel linien,
nur wenig heller.

unsere gondel hat sich verfahren. das gras
biegt sich, tanzt durch den container
der umgebung. etwas kommt von der küste
herüber. strandbären vielleicht

oder die geister der hafenarbeiter. liedanfänge
schlingern im wind, klingen kaum mehr
italienisch. immer wieder, im chor.
trotzdem unverständlich.

ein stapel ansichtskarten, halb von sand bedeckt,
mit dickem filzer übermalt. mein sohn
könnte sie lesen. er könnte die türme darauf
in stelzen verwandeln.